Die 6 Arten der Schreibblockade (und wie man sie überwindet)

Hello Yuqo
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Wir haben alle von Schreibblockaden gehört, aber nur wenigen ist klar, dass sich dahinter viele verschiedene Probleme verbergen. Das, was in einem Fall hilft, kann in einem anderen nachteilig sein. Wir untersuchen sechs verschiedene Arten von Schreibblockaden und Lösungen, die Wissenschaft und Ratschläge legendärer Schriftsteller kombinieren.

Wir haben es alle schon erlebt: Man starrt mit wachsender Angst auf den blinkenden Cursor, während der Kopf – normalerweise so voller Worte – still bleibt.
Der Begriff Schreibblockade für diesen Zustand ist trefflich gewählt: Aus irgendeinem Grund ist der Schreiber „blockiert“, so dass er nichts mehr produzieren kann. Dieser Zustand betrifft jedoch nicht nur moderne Autoren, sondern hat auch die brillantesten und erfahrensten Autoren wie Samuel Beckett, Fjodor Dostojewski, Franz Kafka und Knut Hamsun erfasst. Egal, ob Sie ein literarischer Riese, ein Hobbyist oder professioneller Verfasser von Inhalten sind – Sie werden sich wahrscheinlich irgendwann in Ihrer Karriere mit einer Schreibblockade auseinandersetzen müssen.
 
Dieser Zustand betrifft jedoch nicht nur moderne Autoren, sondern hat auch die brillantesten und erfahrensten Autoren.
 

VERSCHIEDENE ARTEN DER SCHREIBBLOCKADE

Wie viele Heimsuchungen des Geistes kann auch die Schreibblockade durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden und viele Formen annehmen. Deshalb erfordern die unterschiedlichen Ursachen für eine Schreibblockade unterschiedliche Abhilfemaßnahmen.
Wir stellen nun einige Ursachen vor, die besonders häufig vorkommen:
 

1. FURCHT VOR ENTBLÖẞUNG

Vielen Autoren fühlen sich gelähmt, wenn sie sich ein zukünftiges Publikum vorstellen, das emotional freimütige oder intellektuell gewagte Texte durchliest. Meist ist es tatsächlich nützlich, sich beim Schreiben die Zielgruppe vorzustellen, aber falls Sie Ihre Leser in Ihrer Vorstellung als zu kritisch oder zu abwertend einschätzen, kann dies den Schreibprozess abwürgen.

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Falls Sie dieses Problem haben, sollten Sie sich klar machen, dass Sie nichts von dem, was Sie schreiben, veröffentlichen werden, bevor Sie es nicht sorgfältig bearbeitet haben. Schreiben Sie zunächst für sich selbst, und zwar mit dem Wissen, dass das meiste, was Sie produzieren, nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Der Trick besteht darin, das kreative, produktive Selbst vom ängstlichen, unsicheren Selbst zu trennen.
Eine andere Idee wäre, die Strategie von John Steinbeck zu verfolgen, nur für eine einzige Person zu schreiben. Suchen Sie sich eine Person aus, an die sich Ihre Arbeit in erster Linie richtet (es liegt meist auf der Hand, wer dies sein könnte) und stellen Sie sich diesen Adressaten in Ihrem Kopf vor, während Sie schreiben. Wenn Sie nur für diesen einen Menschen schreiben, und nicht für die Masse, dann werden Sie feststellen, dass Ihre Angst nachlässt.
 

2. PERFEKTIONISMUS

Für viele Autoren ist dies der Killer schlechthin: Wer von uns hat nicht schon einmal so große Angst davor gehabt, man könne etwas schrecklich Schlechtes schreiben, so dass in der Folge das Papier weiß geblieben ist? Der Textentwurf in unseren Köpfen weist eine Perfektion auf, die das spätere schriftliche Werk unweigerlich verfehlen wird.

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Erlauben Sie sich ruhig, etwas Schreckliches zu schreiben. Nur wenn Sie einen Berg schlechter und mittelmäßiger Texte verfasst haben, werden Sie überhaupt in der Lage sein, auch Juwelen hervorzubringen. Maya Angelou sagte einmal: „Was ich versuche, ist trotzdem zu schreiben. Ich darf zwei Wochen lang „Ene mene mu und raus bist Du“ zu Papier bringen. Und selbst wenn es das langweiligste und schrecklichste Zeug ist. Aber ich versuche es zumindest. Wenn ich schreibe, schreibe ich. Und dann ist es so, als könnte ich dadurch die Muse davon überzeugen, dass ich es ernst meine, so dass sie schließlich sagt: „Okay. Okay. Ich werde mich bei Dir blicken lassen“.
Eine weitere Maßnahme für den Umgang mit Perfektionismus ist die Trennung von Schöpfer und Kritiker. Solange der Kritiker in Ihrem Kopf sagt: „Schreib das nicht, das ist dumm“, werden Sie natürlich nicht vorankommen. Versprechen Sie stattdessen Ihrem inneren Kritiker, dass er die Gelegenheit erhalten wird, sich einzumischen, wenn die Zeit dafür gekommen ist, aber bitten Sie ihn, den Mund zu halten, solange der Schöpfer an der Reihe ist. Beide Teile Ihres Verstands werden es Ihnen danken.
 

3. PROBLEME MIT DEM WERK

Oft wird die Schreibblockade so charakterisiert, als würde sie ausschließlich durch die beiden bisher genannten Gründe ausgelöst. Die Realität ist jedoch komplexer. Manche Autoren werden beispielsweise blockiert, weil sie sich in ihrer Arbeit verwirrt haben und nun dort verloren gehen. Falls die Handlung eines Romans auf der Stelle tritt und der Schriftsteller in die Defensive gerät, oder falls er jedes Mal, sobald er sich an die Arbeit macht, tödlich gelangweilt ist, könnte es sein, dass der thematische Faden sich vom wirklich Wesentlichen entfernt hat.

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In diesem Fall besteht die Abhilfe möglicherweise darin, das Schreiben zeitweilig einzustellen und über den Tellerrand hinauszuschauen. Der Autor sollte an die Zeit zurückdenken, als die Inspiration noch wirklich floss: Was funktionierte damals, das jetzt nicht mehr funktioniert? Und was können Sie ändern, um Ihre Arbeit wieder auf den richtigen Weg zu bringen? Autoren, die fiktionale Texte schreiben, könnten sich möglicherweise Plot- und Storyboarding-Tools zuwenden.
Eine weitere Möglichkeit, mit diesem Problem umzugehen, ist die „Winterschlaf“-Strategie von Neil Gaiman. Hier legt der Autor die Arbeit für einige Tage oder sogar Wochen nieder und kommt später mit frischem Mut darauf zurück. Ein anderer Ansatz besteht darin, eine zweite Meinung einzuholen, indem Sie einen Freund oder ein Familienmitglied bitten, Ihnen bei der Bearbeitung des Textes zu helfen.
Eine ganz andere Herangehensweise ergibt sich aus den Empfehlungen von Ernest Hemingway. Dieser schlägt vor, den Arbeitstag immer schon dann zu beenden, wenn die Sätze noch fließen und der Schreibprozess gut läuft, anstatt darauf zu warten, dass eine Erschöpfung eintritt. Dies bedeutet, dass Sie am nächsten Tag voller neuer Inspiration wieder ans Werk gehen können, weil Ihr Unterbewusstsein Gelegenheit hatte, an der Handlung zu arbeiten, während Sie sich anderen Dingen zugewandt haben.
 
Manche Autoren werden blockiert.
 

4. KEINE IDEEN

Wie verhält es sich aber mit einem Verfasser, der nichts zu schreiben hat? Vielleicht liegt das Problem gar nicht so sehr darin, dass Ihnen nicht die richtigen Wörter einfallen, sondern vielmehr schon beim Thema selbst. Was ist schon ein Autor, der zwar Talent hat, aber kein Thema findet, um sich zu beweisen?

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Erwägen Sie, Ihrem Geist etwas Nahrung zu geben! Machen Sie eine Reise, lesen Sie die Art von Buch, die Sie normalerweise nicht anrühren würden oder sprechen Sie mit einem Fremden. Wenn Sie außerhalb Ihrer Komfortzone leben, gedeiht Ihre Kreativität.
Was aber, falls Sie all das ausprobiert haben und immer noch keine Ideen haben? Hier kann Freewriting von Nutzen sein. Nehmen Sie ein Notizbuch und schreiben Sie drei Seiten ohne Unterbrechung voll. Sie können über alles schreiben, was Ihnen gerade einfallt, und sei es noch so unsinnig, aber hören Sie nicht auf, bis Sie drei Seiten gefüllt haben. Tun Sie dies Tag für Tag und letztlich werden Sie genug gute Ideen gesammelt haben.
 

5. NICHT IN DER SACHE AUFGEHEN KÖNNEN

Sie sitzen an Ihrem Schreibtisch, hauen ein paar Worte raus und starren bald auf den gefürchteten blinkenden Cursor. Sie möchten schreiben, fühlen sich aber von Schreibfluss und Spontanität weiter entfernt als jemals zuvor.

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Sich selbst zum Schreiben zu zwingen, kann sich manchmal anfühlen wie Fingernägel auf einer Schultafel. In diesen Situationen ist es die beste Option, den Körper in Bewegung zu setzen und sich neuen Reizen auszusetzen: Spazieren gehen, im Fitnessstudio trainieren oder in einen Pool springen. Cardio eignet sich hervorragend für das Wachstum von Gehirnzellen, und wenn Ihr Körper im Fluss ist, könnten Ihre Ideen dies ebenfalls sein.
Vielleicht möchten Sie auch Toni Morrisons Ratschlag befolgen: Sie hat sich Rituale eingerichtet, die sie während des Schreibens ausführt, etwa das Abspielen ihrer Lieblings-CD oder die Zubereitung eines ganz bestimmten Tees. Dadurch war sie generell darauf konditioniert, in den Schreibmodus zu wechseln, nachdem diese Stimuli gewirkt hatten – was ihren Schreibfluss beförderte, der ihre größten Werke hervorbrachte.
 

6. ABLENKUNGEN

Für viele Autoren ist dieser Punkt das größte Hindernis: Sie schreiben, die Dinge laufen gut und plötzlich finden Sie sich auf Facebook wieder. Viele halten eine solche Form der Ablenkung vielleicht nicht für eine Form von Schreibblockade, aber falls eine Ablenkung Sie daran hindert zu schreiben, dann ist es genau das.

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Der alte Klassiker lautet: Schalten Sie das WLAN aus und ziehen Sie das Telefonkabel aus der Wand. Falls Sie wirklich chronisch ablenkbar sind, ist dies möglicherweise die beste und einzige Lösung.
Falls Sie allerdings über die nötige Willenskraft verfügen, können Sie trainieren, Ihre Arbeit ohne Ablenkung zu erledigen. Steve Pavlina hat eine Methode entwickelt, bei der in 90 Minuten ein große Arbeitspensum erledigt werden kann. Falls diese Art von hartem und schnellem Ansatz für Ihren Schreibstil funktioniert, legen Sie los! Dies ähnelt der Methode von Anthony Trollope, der sich selbst durch Training dahin brachte, 250 Wörter pro 10 Minuten zu schreiben, worauf er seine Fähigkeit, produktiv zu schreiben, zurückführt.
Eine Schreibblockade ist eine meist ärgerliche Herausforderung, aber es ist möglich, diesen Zustand zu überwinden. Der Trick besteht darin, die Art der Schreibblockade, die Sie betrifft, richtig zu diagnostizieren und die geeignete individuelle Lösung zu finden.